Das erste Auto

Eine Dampfmaschine trieb 1769 einen Wagen an, den der Franzose Nicholas Joseph Cugnot erfunden hatte

Das erste Auto existiert nicht lange. Der Franzose Nicholas Joseph Cugnot entwickelt 1769 im Auftrag des Kriegsministeriums ein dampfgetriebenes Fahrzeug, das Geschütze ziehen soll. Das Dreirad bringt es mit vier Personen immerhin auf bis zu vier Kilometer in der Stunde – wenn es denn eine Stunde lang fahren würde: Der Dampfkessel ist nach rund zwölf Minuten leer. Wegen des schweren Kessels über der Vorderachse lässt sich der Wagen kaum steuern. Bei einer Probefahrt soll der Erfinder sein Gefährt an die Kasernenmauer gesetzt haben. Immerhin gebührt ihm dann die Ehre, den ersten Autounfall der Geschichte gebaut zu haben.


Trotz solcher Misserfolge schnaufen Dampffahrzeuge bald vor allem in der Heimat der Dampfmaschine, in England, über etliche Straßen. Der Puffing Devil (Pustende Teufel) von Richard Trevithick befördert in Camborne (Cornwall) Passagiere, Anfang des 19. Jahrhunderts pendelten Dampfbusse etwa zwischen London und Bath, und noch hundert Jahre später baut die Firma Sentinel in Shrewsbury robuste Dampf-Lastwagen, von denen einige heute noch fahrtüchtig sind.


Nicholas Joseph Cugnots Fardier, wie er den Straßendampfer nennt, ist das erste in historischen Quellen gut bezeugte Automobil: ein Wagen, der sich von selbst bewegt, weder von Mensch noch Tier noch Wind getrieben wird. Allerdings gibt es da noch den Belgier Ferdinand Verbiest. Der jesuitische Missionar beschreibt in seiner Schrift Astronomia Europaea eine selbst fahrende Dampfmaschine, die er um 1670 als Spielzeug für den chinesischen Kaiser gebaut haben will. Allerdings ist sie laut Skizze nur rund 65 Zentimeter lang, kann also keinen Menschen transportieren.


Wenn Verbiests Auto wirklich gebaut wurde, war das Modellauto also vor seinem großen Bruder da. Und auch das Elektroauto ist vor seinem Benzin saufenden Verwandten entstanden. 1881 präsentiert Gustave Trouvé das erste voll funktionsfähige und alltagstaugliche Elektroauto auf der Elektrizitätsmesse in Paris – fünf Jahre vor dem Patent für Benz. 1899 fahren etliche Elektrotaxis durch New York, bevor das Benzin billig wird und der Verbrennungsmotor seinen Siegeszug startet.


Schon 1860 patentiert der luxemburgisch-belgisch-französische Elektroniker und Tüftler Étienne Lenoir den ersten funktionsfähigen Gasmotor, einen verdichtungslosen Zweitakter. Drei Jahre später will er mit einem Motorfahrzeug, das er Hippomobil nennt, von Paris nach Joinville-le-Pont gefahren sein. Allerdings handelt es sich um ein ungeschlachtes Gefährt, eine Art Kutschenkarosserie auf einem Dreiradgestell, weit entfernt vom heutigen Auto. Und sämtliche Berichte über die Probefahrt stammen von Lenoir selbst.


Lenoir verlegt sich auf Motorboote, andere entwickeln seinen Motor weiter. Darunter Edouard Delamare-Deboutteville, der das Gas durch Heizöl ersetzt, als ihm die Gasleitung bricht. Dieser Vater des Autos ist ein Pechvogel: Er erwirbt zwar 1884, vor Benz, ein Patent auf ein vierrädriges Fahrzeug mit Verbrennungsmotor – aber es scheint, als ob seine Konstruktion nie so recht funktioniert. Einige Modelle, heißt es, sind explodiert.